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Stand.punkt

«Mit den Minergie-Standards wurde Luftdichtheit zum festen Bestandteil nachhaltigen Bauens»

Warum ist es wichtig, Gebäude luft- und winddicht zu bauen? An welchen Gebäudeteilen stellt sich das Abdichten am herausforderndsten dar? Und wie genau funktioniert der Blower-Door-Test? Darüber sprachen wir mit Michel Sieber, dem Verwaltungsratsvorsitzenden des Unternehmens SIGA, das seit 2025 zu den fünf Verbandspartnern von Holzbau Schweiz zählt.

 Interview Susanne Lieber | Foto zVg

 

Herr Sieber, das Unternehmen SIGA ist seit 2025 Verbandspartner von Holzbau Schweiz. Was hat Sie dazu bewogen, diese enge Partnerschaft einzugehen?
Bauen mit Holz ist für uns eine Herzensangelegenheit. Deshalb haben wir den wichtigen Beitrag von Holzbau Schweiz immer eng verfolgt. 2023 haben wir dann mit Hansjörg Steiner und Gabriela Schlumpf den Austausch gesucht, um aufzuzeigen, was wir in dem Bereich tun – hinsichtlich Workshops,  Materialsponsoring und Holzbau-LAB – und welches Potenzial noch besteht. Daraus entstand die Idee einer gezielten Partnerschaft und damit die Chance, gemeinsam mit dem wichtigsten Holzbauverband die Branche weiterzuentwickeln. Besonders wichtig ist uns, die Bedeutung der luft- und winddichten Gebäudehülle stärker zu verankern und den nachwachsenden Werkstoff Holz zu fördern. Über die engen Kontakte zum Verband können wir zudem die Ausbildung von Lernenden und Führungskräften aktiv mitgestalten – etwa durch unsere 70 bis 100 Workshops, die wir pro Jahr veranstalten.

Ihr Unternehmen produziert diverse Produkte, um Gebäude luft- und winddicht zu machen. Warum ist das überhaupt wichtig?
Eine luft- und winddichte Gebäudehülle schützt die Bausubstanz, verbessert das Raumklima, spart Energie und ist gesetzlich vorgeschrieben. Sie reduziert Heizkosten deutlich und sorgt für gleichmässige Temperaturen, verhindert Feuchtigkeit und Schimmel, unterstützt Lüftungsanlagen, dämmt Lärm, hält Schadstoffe draussen und ist ein zentrales Qualitätsmerkmal moderner Bauweise. Die Entwicklung hin zu luftdichten Gebäuden ist vergleichsweise jung. Wann wurden denn die ersten Gebäude luftdicht gebaut?
Bereits in den 1960er Jahren wiesen Bauphysiker nach, dass Luftströmungen durch Fugen zu mehr Energieverlust führen als der reine Wärmedurchgang. Seither gilt: Wer Energie sparen will, muss unkontrollierte Konvektion verhindern. Mit den Schweizer Minergie-Standards der 1990er Jahre wurde Luftdichtheit zum festen Bestandteil nachhaltigen Bauens – eine Entwicklung, die SIGA entscheidend mitgeprägt hat.

Welche Stellen des Gebäudes sind am anspruchsvollsten beim Abdichten?
Herausfordernd sind meist nicht die Flächen, sondern Anschlüsse und Durchdringungen. Entscheidend sind eine sorgfältige Planung, abgestimmte Materialien und eine präzise Ausführung – besonders im Holzbau, wo Leckagen das Tragwerk gefährden und Schimmel verursachen können. Typische Schwachstellen sind Anschlussfugen bei Fenstern und Türen, undichte Installationsöffnungen, unzureichend verklebte Luftdichtheitsbahnen oder problematische Übergänge zu Beton oder Mauerwerk.

Ob ein Gebäude luftdicht ist, wird in der Regel mit dem Blower-Door-Test überprüft. Können Sie kurz erläutern, wie dieser funktioniert?
Beim Blower-Door-Test wird ein Ventilator in eine Türöffnung eingesetzt. Durch Unter- und Überdruck misst man, wie viel Luft durch Fugen entweicht. Der sogenannte n50-Wert zeigt, wie oft sich die Luft pro Stunde austauscht – je kleiner der Wert, desto dichter das Gebäude. Ergänzend können Rauch, Vernebelung oder Thermografie helfen, Leckagen sichtbar zu machen und gezielt zu beheben.

Wo sehen Sie das grösste Potenzial für weitere Produktentwicklungen im Bereich der Gebäudeabdichtung?
Der Holzbau gewinnt im mehrgeschossigen Bau zunehmend an Marktanteil. In den USA sind Holzmassivbauten mit bis zu 18 Stockwerken zugelassen, in Norwegen steht bereits ein solcher Bau. Mit dieser Entwicklung steigen auch die Anforderungen an Luft- und Winddichtheit, Brandschutz, Feuchteschutz und Statik. Darin sehen wir grosses Potenzial für zukünftige Produktentwicklungen.
 

Michel Sieber

Michel Sieber gehört – neben John Sieber und Lisa Sieber – zur dritten Generation des Luzerner Familienunternehmens SIGA , das Produkte für die luft- und winddichte Gebäudehülle entwickelt. Seit Januar 2024 ist Michel Sieber Verwaltungsratsvorsitzender. Gegründet wurde SIGA im Jahr 1966 von Paul und Trudy Sieber-Gadient, deren Söhne Marco und Reto Sieber das Unternehmen dann in zweiter Generation übernommen hatten. Heute beschäftigt das international agierende KMU weltweit über 650 Mitarbeitende. siga.swiss

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