4/25 Hoch oben
WELT.WEIT
Über Salzwiesen und Watt
An der Flussmündung des Tajo bei Lissabon ist ein 6,2 Kilometer langer Holzsteg für Fussgänger und Velofahrer entstanden, der durch Marschgebiet führt.
Text Susanne Lieber | Fotos João Guimarães, Artur Carcalho | Pläne Topiaris
Mit über 1000 Kilometern Länge ist der Tajo der längste Fluss auf der Iberischen Halbinsel. Seine Quelle liegt im Iberischen Gebirge im Nordosten Spaniens, von wo er sich seinen Weg nach Südwesten bahnt und schliesslich bei Lissabon in den Atlantik mündet. Und genau dort, in seinem Mündungsgebiet, entstand ein besonderes Bauwerk aus Holz: eine 6200 Meter lange Promenade, die entlang des Flussufers eine Verbindung zwischen Lissabon und der Agglomeration schafft – unweit von der urbanen Bebauung entfernt und dennoch jenseits dichten Strassenverkehrs. Der Holzsteg bildet dabei aber nicht nur eine wichtige und sichere Infrastruktur für Fussgänger und Velofahrer, sondern bietet vor allem auch die Möglichkeit, diesen ökologisch kostbaren Uferstreifen genauer zu erkunden. Denn das Gebiet überrascht mit einer vielfältigen Flora und Fauna: Salzwiesen, Schilf- und Wattlandschaft, die regelmässig überflutet werden, sind das Habitat vieler Vögel und Insekten. Um diesen Uferbereich auch bei Überschwemmungen trockenen Fusses passieren zu können, wurde die Promenade als aufgeständerte Holzkonstruktion konzipiert, die sich in sanften Auf- und Abbewegungen durch die Landschaft mäandert. Entworfen wurde der Bau – gefertigt aus Waldkiefer – vom Landschaftsarchitekturbüro Topiaris aus Lissabon. Das Konzept basiert auf der Idee, das Flussmarschgebiet – es erstreckt sich über rund 85 Hektaren – erlebbar zu machen und immer wieder neue Perspektiven darauf zu schaffen. So entstanden auf dem Weg unter anderem Bereiche, die dazu einladen, zwischendurch innezuhalten, sich auf einer Bank niederzulassen, Vögel zu beobachten und diese in Ruhe zu erkunden. Entsprechende Hintergrundinformationen dazu liefern Tafeln und Infotische. Ein Bereich des Holzstegs fällt durch seine Gestaltung besonders ins Auge – vor allem aus der Vogelperspektive: nämlich jener Teil, der eine grosse Kreisform in die Natur zeichnet und den Blick auf die darunterliegende Salzwiese lenkt. Zugleich ragt am Horizont die dichte städtische Bebauung in den Himmel und bildet zur Naturlandschaft ein überaus starkes Kontrastprogramm.
topiaris.com
Das Projekt – die Fakten
Projekt: Loures Riverfront, Holzpromenade für Fussgänger und Velofahrer in Loures, Portugal
Bauzeit: laufender Prozess, wird noch weiter ausgebaut
Bauherrschaft: Gemeinde Loures, Portugal
(Landschafts-)Architektur: Topiaris, Lissabon
Ingenieurbüro: FTD/JETSJ, Lissabon
Konstruktion: aufgeständerte Holzkonstruktion mit unterschiedlichen Höhenniveaus
Holz: Waldkiefer
Länge der Holzpromenade: 6,2 km
Besonderheiten: Bau einer Verkehrsinfrastruktur in Flussmarschgebiet





